Vortrag anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Posaunenchores Steinach/Ens 1995 |
Da die Jubeljahre der Blaskapelle Steinach/Ens und des Posaunenchores Steinach/Ens regelmäßig zusammentreffen, haben wir häufig Festveranstaltungen um ein Jahr nach vorne oder hinten verlegt. Exakte Chronisten mögen uns dies verzeihen. |
Im Jahre 1995 feierten wir das 30-jährige Jubiläum also erst etwas verspätet - dafür haben wir das 40-jährige Jubiläum ein klein wenig nach vorne verlegt. Zentrale Veranstaltung im Jubiläumsjahr 1995 war ein Konzert der weithin bekannten Nürnberger Bäckerposaunen in der Steinacher Marienkirche. Das Konzert war sehr gut besucht und es konnte ein großer Reinerlös für Tansania gespendet werden. Die Bäckerposaunen waren quasi unentgeltlich aufgetreten. Weiter fortgesetzt wurden die Feierlichkeiten während des Gemeindefestes der Kirchengemeinde Steinach/Ens des Jahres 1995. Hier können Sie den Vortrag des damaligen Schriftführers der Blaskapelle Steinach/Ens, der nebenbei auch die Aufzeichnungen für den Posaunenchor mitführt, nachlesen. Vorgetragen anlässlich des Gemeindefestes: |
30 Jahre Posaunenchor Steinach/Ens |
Liebe Gemeindemitglieder, liebe Festgäste, liebe Posaunenchorfreunde! |
30 Jahre Posaunenchor Steinach/Ens, das müßte eigentlich ganz groß gefeiert werden, sollte man meinen. Aber erstens haben wir erst vor fünf Jahren, beim 25-jährigen Jubiläum etwas größer gefeiert und zweitens glauben wir, daß dieses Gemeindefest durchaus passend für ein Posaunenchorfest ist. Und drittens, haben wir vor einigen Wochen mit dem Konzert der Bäckerposaunen aus Nürnberg hier in Steinach bereits versucht, einmal neue Wege zu gehen. Diejenigen, die das Konzert besuchten, haben dies sicherlich nicht bereut. |
Nun aber möchte ich einige Worte zur Entstehung und Entwicklung des Posaunenchores Steinach/Ens vortragen. |
Der Beginn des Chores reicht zurück in das Jahr 1963. Damals trug sich der Ortspfarrer und spätere Kirchenrat Rusam mit dem Gedanken, das Gemeindeleben durch einen Posaunenchor zu bereichern. Dazu wandte er sich an den in Gallmersgarten ansässigen Musiker und Musiklehrer Ludwig Göß. Mit viel Eifer und Engagement machten sich die beiden ans Werk - der eine, Kirchenrat Rusam, versuchte Geld zu beschaffen, durch Kollekten und ein Kirchgeld, der andere, Ludwig Göß, trug seinen Teil bei bei der Beschaffung von Instrumenten und Notenmaterial. Und schließlich fiel ihm die wichtigste Aufgabe zu: Er sollte den interessierten Männern - damals war das selbstverständlich noch Männersache - das erforderliche Rüstzeug - Notenlesen und das Spielen der Instrumente - beibringen. Zum Teil fanden die ersten Versuche sogar in seinem Wohnzimmer statt. Ansonsten wurde im alten Schulhaus, unserem heutigen Gemeindehaus, geprobt. Und wie mühsam waren die ersten Gehversuche! Noch viele Jahre später hat Ludwig Göß gelegentlich einen fiktiven Chor als Beispiel herangezogen, wenn es mal wieder überhaupt nicht klappte: "Ihr stimmt ja wie die Watzfelder." |
Insgesamt aber gebührt Ludwig Göß das Verdienst, diesen Posaunenchor quasi aus dem Nichts geschaffen zu haben. Dazu trug er nicht zuletzt auch durch unermüdliches Setzen von Chorälen und Volksliedern bei. Sätze, die wir heute noch spielen. So weiß zum Beispiel jeder genau, was gemeint ist, wenn der Hans sagt, wir spielen F-Dur - nämlich einen von Ludwig Göß geschriebenen Satz von "Lobe den Herren", eben in F-Dur. |
Auch unsere Spielkleidung, dunkler Anzug, weißes Hemd und Fliege, geht auf unseren Gründungschorleiter zurück. Dieser Aufzug ist sogar schon einmal Bestandteil einer Predigt gewesen, als Pfarrer Triemler von seiner Kanzel heruntersah und bemerkte: "Schön sehen Sie aus - in Ihren weißen Hemden, dunklen Hosen und weißen Socken." |
So kann man zurückblickend mit Fug und Recht behaupten, ohne die beiden großen Organisatoren und Antreiber, Herrn Kirchenrat Rusam und Herrn Ludwig Göß, wäre unser Posaunenchor niemals zu dem geworden, was er heute ist. Auch die Gründungsmitglieder möchte ich an dieser Stelle kurz erwähnen. Ich verlasse mich hier auf eine Auflistung von Eckardt Maaß, die dieser vor 5 Jahren beim 25-jährigen Jubiläum aufgestellt hat und gebe keine Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Die Bläser der ersten Stunde waren: |
Ludwig Beisbart Bernhard Benz Erwin Bodendörfer Hans Botsch Helmut Botsch Helmut Ganzer Hans Goller Alfred Härdtlein Fritz Hautum Alfred Herrmann Hans Huprich Mathias Huprich Hans Korder und Helmut Vogel |
Besonders erfreulich ist die Tatsache, daß drei dieser Musiker, nämlich Erwin Bodendörfer, Alfred Härdtlein und Hans Huprich dem Chor dreißig Jahre die Treue gehalten haben und noch heute aktiv dabei sind. |
Nach vielen Proben konnte am Erntedankfest 1964 zum ersten Mal im Gottesdienst gespielt werden. Die beiden Choräle "O daß ich tausend Zungen hätte" und "Dir, dir, Jehova, will ich singen" paßten vielleicht nicht ganz zum Festtag, aber ganz bestimmt für den ersten Posaunenchorauftritt. Ab diesem Tag wurden alle hohen kirchlichen Feste vom Posaunenchor umrahmt, Weihnachten, Sylvester, Konfirmation, Ostern, Pfingsten, Erntedankfest oder Kirchweihe, aber auch bei Besuchen aus dem Waldheim oder bei zahlreichen anderen Gelegenheiten spielten wir im Gottesdienst. Außerdem überbringen wir allen Gemeindemitgliedern, die Goldene Hochzeit oder ihren 70., 75., 80. oder 85. Geburtstag feiern, ein kleines Ständchen. Ab dem 90. Geburtstag kommen wir sogar jedes Jahr. Wir erleben häufig, daß wir damit älteren Menschen eine besondere Freude bereiten. |
Ein etwas weniger erfreuliches Kapitel ist der Bezirkschor, der in unregelmäßigen Abständen in Rothenburg o.T. probt und dem etwa 14 Chöre des Dekanats angehören. Hier läßt die Beteiligung der Steinacher Bläser häufig doch zu wünschen übrig, wenn auch so gut wie keine dieser Proben ganz ohne Steinacher Beteiligung stattfindet. Dies ist andererseits aber auch verständlich, wenn man die vielen Termine betrachtet, die übers Jahr bei Posaunenchor- und Blaskapellenauftritten zusammenkommen. Bei den öffentlichen Auftritten des Bezirkschores, z.B. am Sonntag Kantate sind wir aber immer mit von der Partie. Auch unsere Pflichten im Krankenhaus Rothenburg o.T. (wo inzwischen immer auf drei Etagen geblasen wird) und im Altersheim Rothenburg o.T. erfüllen wir sorgfältig. Ganz besonders erwähnen möchte ich die in zweijährigem Turnus stattfindenden Weihnachtskonzerte in der Rothenburger St. Jakobskirche. Diese Konzerte werden vom Bezirkschor und den Einzelchören gestaltet und finden bei der Bevölkerung großen Anklang. Inspiriert durch diese Konzerte haben wir am 27. Dezember 1987 in der Steinacher Kirche ein eigenes, nur von uns gestaltetes Weihnachtskonzert gegeben, das viel, viel Probenzeit erforderte. |
Eine gewisse Zäsur in der musikalischen Arbeit bedeutete das Jahr 1974. In diesem Jahr wurde die Blaskapelle Steinach/Ens gegründet. Hierfür gab es mehrere Gründe. Zum einen hatte sich bei mehreren - vor allem jungen Bläsern - der Wunsch entwickelt, über die Kirchenmusik oder Volkslieder hinausgehende Musik zu spielen und zweitens fanden sie in Ludwig Göß einen Chorleiter, der gerade dieses Metier, die volkstümliche Musik sehr gut beherrschte und bereits 1969 einen ersten Marsch mit dem Posaunenchor eingeübt hatte. Die Blaskapelle Steinach/Ens ist keineswegs ein Ersatz oder eine Fortführung des Posaunenchores, sondern ein eigenständiger Verein auf einem ganz anderen musikalischen Gebiet. Richtig ist aber, daß ohne den Posaunenchor die Blaskapelle keinesfalls so schnell zu dem geworden wäre, was sie heute ist. Und eines ist ganz wichtig und wohl einzigartig in unserer Region: Bereits 1974, bei der Gründung haben Erwin Bodendörfer, Ludwig Göß und die übrigen Gründungsmitglieder einen Paragraphen in die Satzung aufgenommen, der alle aktiven Musiker mit geeignetem Instrument zur Teilnahme an sämtlichen Auftritten und Proben des Posaunenchores verpflichtet. Aus diesem Grund braucht sich der Posaunenchor auch nicht um Nachwuchs zu kümmern, denn unsere Nachwuchsmusiker immer für beide Vereine ausgebildet. Die Tatsache, daß es keine "reine" Posaunenchorprobe mehr gibt, sollte nicht überbewertet werden. Wir üben vor Auftritten regelmäßig in der Blaskapellenprobe unsere Posaunenchorstücke ein, anders wäre es auch gar nicht möglich, Werke wie zum Beispiel die "Alte Herrnhuter Musik" aufzuführen. Alles, was an Ansatz, Spielkultur oder Technik in der Blaskapelle erarbeitet wird, trägt natürlich auch in der Posaunenchormusik reiche Früchte. |
Am 6. März 1977 wurde in einem feierlichen Gottesdienst das Chorleiteramt von Ludwig Göß, der dieses Amt aus gesundheitlichen- und Altersgründen nicht länger ausüben konnte, an Hans Huprich übergeben. Hans Huprich ist noch heute Chorleiter und wir alle hoffen, daß er dies noch recht lange sein wird. |
Noch im selben Jahr, am 8. Mai 1977, verstarb der Bauherr und Gründer des Posaunenchores, Herr Kirchenrat Rusam. Ganz besonders hat uns aber die Tatsache gefreut, daß wir seiner Frau und vielen anderen Senioren viele Jahre lang im Seniorenheim Bad Windsheim jeweils am 1. Advent ein kleines Konzert spielen durften. |
Am 22. November 1980 verstarb der zweite "Vater" des Chores, Herr Ludwig Göß. |
Wie stellt sich der Posaunenchor Steinach heute dar? Wenn alle da sind, sind wir 26 Bläserinnen und Bläser, darunter drei Nachwuchsmusiker. In all den 30 Jahren haben wir kaum Nachwuchssorgen gehabt, auch wenn natürlich eine gewisse Fluktuation wie in jedem Chor vorhanden war. Wir haben - glaube ich - noch nie einen hohen Festgottesdienst versäumt und auch im Bezirkschor gelten wir bei verschiedenen Anlässen durchaus als tragende Säule. Wir haben auch noch nie bei einem Auftritt einen Choral oder ein Volkslied umgeschmissen, nur einmal wäre es fast soweit gewesen - nämlich hier an dieser Stelle vor genau fünf Jahren - als wir einmal "Lobe den Herren" nicht in F-Dur sondern in G-Dur spielen wollten. |
Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle auch beleiben, daß neben den musikalischen Einsätzen auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommt: So veranstalten wir jedes Jahr im Dezember ein Spanferkelessen und auch ein Grillfest haben wir schon häufig durchgeführt. |
Ich glaube, daß der Posaunenchor Steinach seine ersten 30 Jahre mit Gottes Segen aber auch mit viel persönlichem Einsatz der Musiker gut überstanden hat und ich wünsche ihm eine ebenso erfolgreiche Zukunft unter dem Wahlspruch der Posaunenchöre: "Gott loben, das ist unser Amt." |
Gert Krauß |