Laudatio Hans Huprich Ehrenchorleiter

  23. Juli 2005

 

Lieber Hans,

25 Jahre Dirigent ohne Unterbrechung – was für eine Leistung. Mit keiner Persönlichkeit der Blaskapelle Steinach/Ens – mit Ausnahme vielleicht von Erwin Bodendörfer - ist unsere Kapelle in den vergangenen drei Jahrzehnten so sehr identifiziert worden, wie mit Dir.

In dreißig Jahren nur drei Dirigenten – das zeugt von großer Kontinuität. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum gab es beispielsweise 6 erste Vorsitzende und 7 zweite Vorsitzende. Drei Eigenschaften möchte ich erwähnen, die Dich in Deinen 25 Jahren als Dirigent besonders auszeichneten.

1. Verantwortung

Ein kurzer Rückblick sei gestattet. 1976 wurdest Du ja quasi ins kalte Wasser geworfen. Mit nur 25 Jahren hast Du Verantwortung übernommen, als Not am Mann war und unser Gründungschorleiter Ludwig Göß aus alters- und gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage war, sein Amt auszuüben. Verantwortung für die Kapelle, aus der Du ja selbst stammtest, Verantwortung aber auch für die Musik, die diese Kapelle spielte.

Außenstehende, aber auch aktive Musikerinnen und Musiker, haben keine Ahnung, was es bedeutet, vor der Kapelle zu stehen, die richtigen Musikstücke auszuwählen, in mühevoller Probenarbeit einzuüben und immer darauf angewiesen zu sein, dass doch möglichst viele der Mitglieder dann auch da sind, wenn man sie braucht und dann auch noch aufmerksam zuhören und nicht gerade beim Einzählen mit dem Nachbarn oder der Nachbarin quatschen.

Ich zitiere eine Passage aus einem Vortrag anlässlich Deiner Verabschiedung als Dirigent des Posaunenchors aus dem Jahre 2001, ein Amt, das man als Dirigent der Blaskapelle quasi miterbt. Das damals Gesagte kann unverändert übernommen werden:

„Gerade das Zusammenspiel zwischen Proben und Auftritten war eine Deiner großen Stärken. Du wusstest immer genau, was Du dem Chor zumuten konntest. Nie bist Du der Versuchung erlegen, für einen großen Auftritt ein zu schweres Stück einzuüben. Besonders aufgefallen ist mir dies bei den ersten Dekanatsweihnachtskonzerten, die seit Mitte der 80er Jahre regelmäßig in der Rothenburger St. Jakobskirche stattfinden. Vor allem in der Anfangszeit versuchten sich viele Chöre gerade bei diesen Anlässen an Werken, denen sie einfach nicht gewachsen waren und die dann zum Teil ziemlich daneben gingen. Weniger ist eben doch oft mehr.“

Genau dasselbe gilt auch für die Blaskapelle. So richtig daneben ging eigentlich nie ein Stück, das Du bei einem unserer Auftritte spielen hast lassen. Um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Dies zeigt, dass Du Dir jederzeit Deiner großen Verantwortung als Dirigent voll bewusst warst!

2. Verlässlichkeit

Du warst – und bist – eigentlich immer da. In den 25 Jahren Deines Dirigats hast Du nur in den seltensten Fällen bei einer Probe oder einem Auftritt gefehlt. Und es waren ja nicht nur die großen Auftritte, wie beispielsweise der Oktoberfestumzug in München 1979, die großen Festveranstaltungen wie Pfingsten oder Reichsstadttage in Rothenburg o.T.  Ich erinnere nur an all die Geburtstagsständchen, an Umzüge, Gartenfeste, Schallplatten- oder CD-Aufnahmen, Bierzelte, aber auch im geselligen Bereich: Du hast bei kaum einem Ausflug oder Grillfest gefehlt und wenn es ums Helfen oder Arbeiten ging, warst Du auch immer mit vorn dabei.

Du bist bei uns als Dirigent eine Institution geworden. Und als Du – berechtigterweise nach 25 Jahren – Dein Amt weitergeben wolltest, war dies für manchen von uns wie der Beginn einer neuen Zeitrechnung, denn man konnte sich eigentlich niemand anders am Dirigentenpult vorstellen. Seither spielst Du neben mir im 1. Flügelhorn – denn fürs Aufhören warst Du ja noch viel zu jung - und vertrittst bei Bedarf Deinen Nachfolger Erich Korder. Und das Spielen macht Dir vielleicht noch größere Freude als früher das Dirigieren. Und damit komme ich zum dritten Punkt:

3. Begeisterung

Nur wer über genügend Begeisterung und Freude an der Musik verfügt, kann über einen so langen Zeitraum Kraft finden, eine Kapelle zu leiten. Dein besonderes Faible ist die böhmische Blasmusik und Du hast es verstanden, diese Begeisterung auf uns zu übertragen. Wie viele unterschiedliche Persönlichkeiten aller Altersstufen musstest Du als Dirigent unter einen Hut bringen. Außerdem hast Du Deine Begeisterung für die Musik und die Kapelle an alle Deine drei Söhne weitergegeben, die auch schon seit vielen Jahren zu Stützen unserer Kapelle herangewachsen sind.

Nur ein Beispiel: Am Tag nach Deiner Hochzeit hatte die Blaskapelle Steinach/Ens einen Auftritt im Wildbad in Burgbernheim. Und obwohl Du an diesem Tag sicher gerne daheim geblieben wärst, bist Du trotzdem dabei gewesen. Und nicht nur das, Du musstest – oder durftest – an diesem Tag das für uns damals ungeheuer schwere Solostück „Die Post im Walde“ vortragen. Diese Begeisterung ist nach wie vor vorbildlich und ich kann an dieser Stelle nur Deiner Ehefrau Sybille danken, dass sie bereit war, so häufig zurückzustehen, wenn es um Belange und Termine der Blaskapelle Steinach/Ens ging.

Es ist mir persönlich eine große Ehre und Freude, Dich heute im Namen der gesamten Blaskapelle Steinach/Ens, der aktiven und passiven Mitglieder und der Vorstandschaft zum Ehrenchorleiter der Blaskapelle Steinach/Ens zu ernennen. Ich verbinde diese Ernennung mit der Hoffnung, dass Du uns noch für lange Zeit treu bleiben wirst und Dich weiter so für die Kapelle einsetzen wirst, wie Du es in den letzten dreißig Jahren getan hast. Lieber Hans, mein Glückwunsch.

 
 

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