25 Jahre Posaunenchor Steinach/Ens |
Buchführungschronik |
(von Emil Kötzel) |
Liebe Freunde des Posaunenchores, sehr verehrte Gäste, |
wir sind neulich einmal in einer Runde zusammen gesessen und haben in den Unterlagen des Posaunenchores gekramt. Dabei sind wir auf Notizen gestoßen, anhand derer wir geglaubt haben, man könnte versuchen, eine Buchführungschronik aus den Anfangsjahren des Posaunenchores zu erstellen oder, wie im Programm steht, Interessantes aus der Buchführung zu erzählen. Ich habe mich daraufhin einmal intensiver mit den Aufzeichnungen befasst. |
Ein wenig erstaunt war ich allerdings, als ich im Jahre 1966 den ersten Beleg fand. Das genaue Datum lässt sich nicht mehr feststellen; es müsste jedoch im Frühjahr gewesen sein. Erstaunt war ich nicht, weil es erst 1966 (Gründung bereits 1964!) war. Nein, der erste Beleg war sage und schreibe eine Flasche Chantre. Ob die Bläser den Chantre selber getrunken haben oder ob er verschenkt wurde, ist mir nicht bekannt. Auch wenn sie ihn selbst vertilgt hätten, können sie nicht sehr betrunken worden sein, nachdem es damals 16 Bläser gewesen sein müssten. Es wurden nämlich im August 16 Plastikhefter zum zusammenheften der einzelnen Notenblätter gekauft. Außerdem müsste unsere alte Posaunenchorlampe aus dem Jahr 1966 stammen. Hans Goller hatte damals das Material mit 25 m Kabel von der Fa. Sudler in Rothenburg besorgt. |
1967 wurden die ersten Noten vom Verlag Wilhelm Halter angeschafft. Bis dorthin hat unser Gründungschorleiter Ludwig Göß die Lieder größtenteils selber gesetzt und geschrieben. Wir spielen diese Lieder noch heute nach seiner Handschrift und sind ihm sehr, sehr dankbar für alles, was er uns beigebracht und hinterlassen hat. Im gleichen Jahr wurden Hans Goller und Matthias Huprich verabschiedet (wahrscheinlich zur Bundeswehr). Der erste Familienabend ist im Februar 1967 festgehalten. Sauerbraten und 15 Köpfe Endiviensalat wurden schmackhaft zubereitet. Jeder Bläser hat dazu einen Unkostenbeitrag von DM 2,-- leisten müssen. Das Sauerbratengewürz kostete damals nur DM 1,--. |
Im Februar 1968 war der Familienabend beim Sämann. Am 24.08.68, kurz vor dem Geburtstag des damaligen Chorleiters, Herrn Göß, wurde das Klavier in der Schule gestimmt, wahrscheinlich deshalb, dass die Stimmung im Posaunenchor beim Geburtstagsständchen auch passt. Scheinbar machte der Dirigent mit seinem feinen Gehör doch einige Misstöne ausfindig, weil das Klavier dann 1969 1/2 Ton höher eingestimmt worden ist. Dass es 100%ig passt, ist es dann zum 3. Mal auf den Ton "A" bei 885 Hertz durchgestimmt worden. |
Am 24.08.1969 war der Initiator des Posaunenchores, Herr Kirchenrat Rusam mit seiner Frau von den Bläsern ins Gasthaus Serby eingeladen. Der Grund ist mir leider nicht bekannt. Es könnte die Verabschiedung des Pfarrerehepaares aus Steinach gewesen sein. Die Zeche hat damals DM 2,20 betragen, wie ich aus den Aufzeichnungen entnehmen konnte. 1969 war ein hochprozentiges Jahr, weil einige Dujardin und Jägermeister in den Aufzeichnungen festgehalten sind. Der Familienabend fand 1969 im Gasthaus Serby statt. Jägerbraten (DM 4,80) und Wildschweinbraten (DM 7,--) hat es gegeben. Ein Cola kostete damals DM 0,50 und 1/8 l Wein DM 0,65. Im Jahr 1969 hatte der Posaunenchor zusätzlich zu den Gottesdiensten bei 28 Anlässen im Auftrag unserer Kirchengemeinde zu spielen. Man liest Namen wie: Baumann Michael, Bahnhof, 17.01.99, Ebert Susanne, Steinach, 17.01.84, Letterer Babette, Steinach, Baumann Babette, Bahnhof, 14.03.99, Freundl Maria, Steinach, Baumgärtner Babette, Steinach, 25.04.94, Burger Stefan, Steinach, Gerlinger Georg, Steinach, 02.06.94, Gerlinger Lisette, Steinach, Mosgöller Babette, Endsee, 17.08.84, Hegendörfer Maria, Steinach, Gerlinger Andreas Steinach, Rüger Anna, Endsee, Hassel Fritz, Endsee, Schott Johanna, Gallmersgarten und Korder Leonhard, Endsee, 28.06.89. Die einzige, die noch unter den Lebenden weilt, ist meines Wissens Babette Baumann, Steinach/Bahnhof. |
1970 waren es nach den Aufzeichnungen wieder viele Auftritte. Zusätrzlich zu den Festtagen in der Kirche wurde zu 26 verschiedenen Anlässen geblasen. Helmut Vogel und Alfred Härdtlein wurden Anfang des Jahres verabschiedet, weil sie sich in der Ferne der Weiterbildung in ihrem Beruf widmen mussten. Unter anderem wurden 1970 die Märsche "Landjäger" und "Das Wandern" Licht gepaust (nicht kopiert!). Eine Flasche Asbach hat es anlässlich des Abiturs von Bernhard Benz gegeben und im Hinblick auf die Wiedervereinigung Deutschlands (sehr weitsichtig!) wurden damals schon DM 50,-- an Ostbläser gespendet. In diesem Jahr wurde ein Ausflug nach Bad Nauheim zum Rosenumzug unternommen. |
"Hoch soll er leben ..." und die "Amboss-Polka" wurden 1971 eingeübt. 5 Maß Bier haben DM 9,35 gekostet; Die MWSt betrug 11%. Ende März wurde unser derzeitiger Dirigent Hans Huprich zur Bundeswehr verabschiedet. 1971 wurden 20 Männerfliegen gekauft. Dies war mir anfangs total unverständlich. Ich dachte: Was machten die damals im Posaunenchor mit 20 männlichen Fliegen? Nach einigem Grübeln wurde mir klar: Das waren unsere Propeller, die wir zu festlichen Anlässen anziehen (Tiefflug eines Propellers über Kaffeetasse mit Absturz in die braune Brühe). 1971 fand ein Ausflug nach Eichstätt statt und Herr Kirchenrat Rusam wurde in München besucht. |
1972 müsste Werner Hassel mit dem Blasen im Posaunenchor begonnen haben, weil für ihn beim Schöpflin Noten kopiert worden sind. 1972 muss das schlimmste Jahr in der 25-jährigen Geschichte des Posaunenchores gewesen sein. Da ist nämlich schriftlich festgehalten, dass 11 Personen verzehrt wurden. Aber so schlimm kann das gar nicht gewesen sein, denn gleich darauf wurde "O du fröhliche" fotokopiert. |
1973 umrahmte der Posaunenchor am 20.01. den Gemeindeabend beim Sämann musikalisch. Ein Trompeter aus Geslau musste den Chor verstärken. Am 31.05. wurde "Eine Nacht in Venedig" im Opernhaus in Nürnberg erlebt. Bereits im August 1973 wurden ein Verstärker und ein Mikrofon angeschafft (wall des afach a bisla ougsocht kerrt). Es wurde wieder 19 Mal zu verschiedenen Anlässen geblasen. Unter anderem hatten die Klinglers aus Steinach Goldene Hochzeit. |
1974 war der Verstärker bereits das erste Mal defekt und musste repariert werden. Auch die Glühbirne (200 Watt) in der Posaunenchorlampe musste ausgewechselt werden. Das Blasen am 1. Mai (vorher war es immer am Pfingstsonntag früh um 6.00 Uhr) wie wir es heute noch durchführen, wurde auch im Jahr 1974 praktiziert. Hans Schwab hat damals an seinen Unimog zwei Gummiwägen angehängt und den Posaunenchor in den einzelnen Ortsteilen herumkutschiert. Ende Juni wurde Eckardt Maaß vom aktiven Posaunendienst verabschiedet und Helmut Gundel wurde zur Bundeswehr entlassen. Am 06.07.1974 besuchten 13 Bläser den "Tag der Freude" in Bruckberg und machten dort Musik. In diesem Jahr wurde der Familienabend im Gasthaus Walther abgehalten und an die Kinder wurden an diesem Tag "Gutsel" verteilt. |
1975 mussten schon die ersten Instrumente (ein Flügelhorn und ein Tenorhorn) generalüberholt werden. Am 09.11.75 wurde im Gasthaus Walther mit etwas Verspätung das 10-jährige Jubiläum des Posaunenchores gefeiert. Ansonsten habe ich im Jahr 1975 keine besonderen Vorkommnisse beim Posaunenchor feststellen können. |
1976 wurde erhebliches Notenmaterial angeschafft, beispielsweise das "Volksliederbuch 1954", die Notenblätter 1/3 und 2/3. Auch Choralbücher wurden 5 Stück nachgekauft - ein Zeichen dafür, dass der Chor inzwischen gewachsen war. Erwähnenswert aus dem Jahr 1976 ist vielleicht noch, dass wir damals - etwa im Mai oder Juni - im Gasthaus Flory gezecht haben. Ich glaube, mich daran zu erinnern, dass ausgerechnet bei diesem Gasthausbesuch der Ventilator in die falsche Richtung geblasen hat (anstatt die schlechte Luft hinaus, hat er die gute Luft herein geblasen). Als die Luft in der Gaststube dann zu dick wurde, haben wir Bläser vorsichtshalber das Weite gesucht. Im Herbst 1976 wurde einmal eine größere Reinigungsaktion durchgeführt. Mit gelben Wachskehrspänen wurde unser Probenraum im alten Schulhaus geputzt. |
Die meisten Hämmer hat der Posaunenchor im Jahr 1977 reingelassen. Im März wurden ca. 40 Hämmer neu beachst und ca. 10 neue Dämpfer aufgeleimt. Aber es wurden auch Hämmer abgezogen und das Instrument gestimmt. Das Ganze nennt sich: Klavierreparatur. |
1978 mussten mehrere Blasinstrumente gerichtet werden. Ein Betrag von fast DM 600,-- war erforderlich. Die MWSt war inzwischen auf 12% angehoben worden. 1978 müssen wieder einige Personen zum Musizieren angefangen haben, weil 5 Trompeten- und eine Posaunenschule angeschafft worden sind. Auch war der Verstärker wieder einmal zu reparieren und 2 Päckchen Ölofenanzünder wurden benötigt, um den Ofen im Probenraum auf die entsprechende Betriebstemperatur zu bringen. Der Liter Bier war 1978 bei DM 2,60 angelangt. Dass der Posaunenchor der Zeit bereits voraus war, zeigt die Anschaffung des Bläserheftes 79 im Jahr 1978. |
1979 wurde unser Probenraum mit roten Wachsspänen gebohnert und mit gelber Beize eingelassen. Im Dezember wurden 73 Mann fürs Essen gebraucht. Gott sei Dank, dass keine 53 Mann verzehrt wurden. |
Mit dem Jahr 1979 möchte ich es bewenden lassen. Der Posaunenchor hat ja längst seine Wiege und seine Kinderstube verlassen und ist ein fester Bestandteil unserer Kirchengemeinde geworden. Sie können versichert sein, dass wir als Bläser des Posaunenchores auch in der Zukunft bemüht sein werden, unseren Dienst in der Kirchengemeinde zum Lobe Gottes und zur Freude der Gemeindemitglieder zu erfüllen. |
Noch etwas in eigener Sache: Meine Recherchen erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Ich hoffe auch, niemanden durch meine Ausführungen verletzt zu haben. Noch eine Bitte zum Schluss, und zwar, dass wir uns alle, wie wir hier sind, morgen früh um 9.30 Uhr im Gottesdienst wieder sehen und dass jeder, der hier ist, noch 2 bis 3 Personen mitbringt. |
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. |
Emil Kötzel |